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Ayliva bringt Glamour...

Ayliva bringt Glamour...

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: _Redaktion _RDN

...nach Recklinghausen. Ihre tiefen Songtexte gehen durch die Decke. „Wenn ich wein“ wurde über 27 Millionen mal gestreamt.

Sie ist gern mit sich allein. Als Schülerin der Bernhard-Overberg-Realschule in Recklinghausen-Süd stand sie oft abseits, fühlte sich aber nie ausgegrenzt. Allein sein war für die junge Elif, die behütet in einem Elternhaus mit deutsch-türkischer Prägung aufwuchs, schon früh ein Akt der Selbstbestimmung. Den Alltag reflektieren, in Verse und Töne umsetzen daheim am kleinen Keyboard. Ein Geschenk ihrer Mutter, als sie neun war. Abi an der Gesamtschule in Suderwich, Deutsch auf Lehramt an der Uni Bochum. Wer hätte sich vorstellen können, dass eine junge Frau mit einer solchen Biografie in einer zutiefst toxischen Beziehung landet? Physische und psychische Gewalt erlebt und erduldet. Und doch war die demütigende Ohrfeige im Auto vor dem Kaffeehaus – für ihren gewaltbereiten Freund das öffentliche „Du gehörst mir“ – der Urknall für eine bemerkenswerte Lebenswende.

Berlin, Sommer 2022.

Weltstar Alicia Keys in der Mercedes Benz Arena, lange ausverkauft. Die Erwartung und die Spannung in der Halle sind spürbar an diesem heißen Juli-Abend.  Doch bevor der Superstar als Silhouette in der sich öffnenden Rückwand unter tosendem Applaus erscheinen sollte, stürmt eine junge Frau auf die riesige Showbühne. Ayliva, geboren als Elif 1998 in Recklinghausen. Viele der fast 15 000 horchen auf, als sie mit unverkennbarem Ruhrpott-Slang bekennt: „Ich pinkel mir gleich in die Hosen.“
Jedem war klar, wie aufgeregt eine junge Künstlerin sein muss, der „Support Act“ für Alicia Keys zu sein.

Sie singt, begleitet von ihren Freunden in der Band, ihr autobiografisches Lied „Deine Schuld“. Nur ein Ausschnitt daraus auf der Plattform TikTok, hatte zur Reaktion, dass unzählige Frauen mit Bildern und Videos ihre eigenen Gewalterfahrungen mit Ex-Partnern schilderten. Ayliva, die sich so nennt, weil sie den Namen „einfach schön“ findet, war völlig überrascht, auf welche Resonanz der bitterste Teil ihrer eigenen Biografie stieß. Im März 2021 veröffentlicht sie beim Label Whiteheart Records, einer Tochtergesellschaft der Warner Music Group, das selbst geschriebene und komponierte Lied „Deine Schuld“ als erste Single. Der Track hat bisher fast 13 Millionen Aufrufe bei You Tube erlangt. Ihr Ex-Partner hatte vergeblich versucht, die Veröffentlichung zu verhindern.

Das ist nur eine Antwort auf die Frage, warum eine junge Recklinghäuserin, deren neue Songs im Netz ebenfalls viral gehen, in Berlin und Mannheim im wahrsten Sinne des Wortes vorsingen durfte. Wie ist sie denn so Backstage, die große Alicia Keys? „Sie hat mich gedrückt, wie eine Mama. Sie ist ja auch zweifache Mama.“ So ruhig, so bodenständig, „so stellt man sich einen Megastar gar nicht vor“. Und wenn 15 000 Menschen „She‘s just a girl and she‘s on fire” singen und die Arena förmlich explodiert, dann stehst du hinter der Bühne und kannst nicht glauben, dass du da vorhin selbst stehen durftest.“

Gefördert von You Tube

You Tube Music hat sein Förderprogramm „Artist in the Rise“ auch in Deutschland fortgesetzt. Erste Künst­lerin bei der Aktion im Jahr 2022: Die Pop-Sängerin und Songwriterin Ayliva aus Recklinghausen. International profitieren Celeste und M 1llionz von diesem Programm. 2021 waren es in der deutschen Ausgabe Zoe Wees und Majan. Das Google-Unternehmen hält die Recklinghäuserin für ein „ähnlich vielbeachtetes Nachwuchstalent.“ Auch in millionenfach geklickten Songs wie „Schmetterlinge“ oder „Wenn ich wein“ berühre die 24-Jährige mit ihrer Ehrlichkeit und eröffne den Austausch zu wichtigen gesellschaftlichen Themen, weiß You Tube Music. Die CEO des Global Players schickte Ayliva persönliche Grüße zur Preisverleihung in München.

In ihrem Buch, das der bereits vergriffenen Deluxe-Box „Weißes Herz“ beigelegt ist, gibt Ayliva viel von sich preis. Von ihren Schwächen, von der Blindheit einer Verliebten, von Schuldge­fühlen, von Betrug und Enttäuschung. „Wenn jemand dich schlägt, liebt er dich nicht“, redet sie ihren Zuhörerinnen und Leserinnen immer wieder ins Gewissen. Unzählige Reaktionen kommen tagtäglich rein. „Ich glaube, für viele junge Mädchen und Frauen bin ich eine „Abla“, so etwas wie eine große Schwester.“ Dass sie angekündigt hat, demnächst auch einen Song in türkischer Sprache einzuspielen, habe viele Fans verzückt.


Sie hoffe, den großen Erwartungen gerecht werden zu können. Demnächst geht es auf Tour. Berlin, Köln und vier weitere Großstädte. Sie möchte Hallen bis zu 1 500 und 2 000 Menschen bespielen. Mehrere Konzerte sind bereits ausverkauft. Und ein Konzert in Recklinghausen? Ayliva: „Gern. Ein Benefizkonzert für das Frauenhaus. Das würde ich sofort machen.“ Und im nächsten Jahr, so wird bei Live Nation, dem führende Live-Entertainment- und eCommerce-Unternehmen der Welt, kolportiert, „Support Act“ vor Coldplay? Die beeindruckende junge Frau aus der Südstadt: „Darüber sprechen wir, wenn es so sein sollte.“

Bernd Overwien

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