Seit 25 Jahren ist Khaled El Osman einer der beiden Leiter des Jugendzentrums Nord. Mit viel Fingerspitzengefühl engagiert sich der Hertener in der Jugendarbeit.
Mit Tischtennis, Billard, Kicker, Playstation oder Box-Sack ist das Angebot des JZ Nord am Backumer Tal sehr groß – und fast täglich gibt es wechselnde Arbeitsgemeinschaften oder Sport-Angebote. Khaled kommt selbst aus kleinen Verhältnissen, wie er betont: „Als Flüchtling aus dem Libanon bin ich im Alter von sechs Jahren nach Deutschland gekommen.“ Er wird im Plattenbau groß und wollte da raus: „Ich war schon immer ein eher kreativer Typ. Ich wollte zu Hip-Hop-Musik tanzen.“ In der Waschküche im Keller probieren Khaled und seine Freunde, sich eine Art Breakdance-Tanzstudio zu bauen, „aber da standen auch die Waschmaschinen von unseren Müttern und wir kamen uns immer in die Quere“, sagt er.
Ende der 1990er Jahre wird er auf das Jugendzentrum Nord aufmerksam. Gisela Groth ist damals die Leiterin des JZ und die kümmerte sich mit sehr viel Leidenschaft und Herzblut für junge Menschen, die nicht auf Rosen gebettet waren. „Die hat so viel auf die Beine gestellt, das hat mir und meinem JZ-Partner Enrico Baldassarri viel Mut gemacht“, sagt Khaled. Er wird Veranstaltungskaufmann und organisiert Konzerte und Events. Inzwischen leitet Khaled das Jugendzentrum seit 25 Jahren – und Enrico als Freund, Partner und Arbeitskollege ist stets an seiner Seite – die beiden kennen sich seit der fünften Klasse.
Ideenlieferant und Krisenmanager
Er sagt mit dem Wissen von 25 Jahren Jugendarbeit: „Ich würde mir wünschen, dass die Arbeit, die wir machen, mehr wertgeschätzt wird. Ein Jugendzentrum als solches ist einfach ein wichtiger Baustein für eine Kommune und gibt wichtige Impulse für das Miteinander von Jung und Alt – und das hilft einfach, die Stadtgesellschaft zu stärken.“ Jugendliche von der Straße zu holen, nach Möglichkeit ihre Talente zu entdecken und diese zu stärken, ist letztlich eine wichtige Kern-Aufgabe eines Jugendzentrums. Oder wie Khaled sagt: „Theoretisch kann jeder alles. In der Praxis sieht es dann aber ganz anders aus – das erleben wir hier sehr oft.“ Wichtig ist es beizubringen, an einer Sache dranzubleiben – egal ob Schach, Basketball oder Graffiti-Sprayerei. Dazu betont er: „Diese Einrichtung funktioniert nur durch die Menschen, mit denen man zusammen groß geworden ist.“
Ihm ist es wichtig, ein Typ zum Anfassen zu sein und Präsenz zu zeigen. Das ist auch der Grund dafür, dass er nie in eine andere Stadt gezogen ist, sondern nach wie vor in Herten wohnt: „Wenn ich im Supermarkt einkaufen gehe, kann man mich auch ansprechen“, sagt er und ergänzt: „Es gibt eine Menge Menschen, die da draußen einen sehr harten und anstrengenden Job haben. Die beißen sich jeden Tag durch und bekommen keine Aufmerksamkeit dafür. Nicht einmal ein Like bei Instagram. Die sind wahrscheinlich auch wichtiger als das, was ich in meinem Job anstelle.“ Auch das ist Khaled: Er denkt immer erst an die anderen.