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Glückstreffer für Tanja und ihre Chefs
Auf dem Foto sind Patricia Lesker, Christian Kowalk (Steuerberaterbüro K&L), Ute Grollmann, Werkstatt Förderturm I, und Mitarbeiterin Tanja Geisler.

Glückstreffer für Tanja und ihre Chefs

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Sabine Raupach-Strohmann

„Sie ist ein sechser im Lotto“. Patricia Lesker betont nur allzu gerne, dass ihr Steuerbüro mit Tanja Geisler das große Los gezogen hat: nach einem Praktikum erobert die engagierte und hoch-qualifizierte 52-jährige Steuerfachangestellte bei Kowalk und Lesker in Herten Schritt für Schritt ihren Beruf zurück. 2008 hatte eine psychische Erkrankung nach Depression und Burnout ihre vielversprechende Karriere jäh beendet.

Plötzlich ging nichts mehr“, erzählt die frühere Büroleiterin und langjährige Leistungssportlerin des Volleyballvereins VC Marl. Sie war dort zweite Vorsitzende, als sie sich neben ihrem Fulltime-Job auf die Steuerberaterprüfung vorbereitete. Da wundert es ihre Chefin nicht, dass alles zusammen einfach zu viel war „Normal wird man dafür drei bis vier Monate freigestellt“. Damit es nicht wieder so weit kommt, geben sie und ihr Geschäftspartner, Diplom-Kaufmann Christian Kowalk, Tanja Geisler Zeit, sich nach und nach wieder in Finanzbuchhaltung, Lohnbuchhaltung, Steuererklärungen und Jahresabschlüsse hineinzuarbeiten. „In 15 Jahren hat sich viel in der EDV und im Recht getan, das muss Schritt für Schritt aufgeholt werden“, so der Steuerberater.

Dabei müssen sie ihre neue Mitarbeiterin, die sich bestens ins gesamte Team eingefügt hat, immer bremsen, sie zum Dienstschluss nach Hause schicken: „Sie will eigentlich immer arbeiten“. Dieses Arbeiten im Schutzraum und ohne Stress ermöglicht das Projekt „Arbeit im Betrieb“ der Werkstatt Förderturm I der Recklinghäuser Werkstätten. Seit 2017 war Tanja Geisler im Büro der Werkstatt beschäftigt. Nach einer erfolgreichen Traumatherapie fühlte sie sich wieder leistungsfähig und bewarb sich vor einem Jahr auf die Stellenanzeige der Steuerberater K&L in Herten. „Wir waren beeindruckt von ihren Qualifikationen“, erzählt ihre Chefin, die händeringend Beschäftigte suchte. Um keinen Rückschlag zu riskieren, wurden gemeinsam mit Ute Grollmann vom Begleitenden Dienst des Förderturm I die Rahmenbedingungen für den Arbeitsplatz im Betrieb geschaffen: erst ein Praktikum, danach eine Beschäftigung mit ansteigender Arbeitszeit.

Für Fragen bei der Einarbeitung steht ihr während des Praktikums ein Integrationsassistent der Recklinghäuser Werkstätten zur Seite. Bei einem für beide Seiten positiven Verlauf des Praktikums kann die Arbeit im Betrieb fortgesetzt werden. Beschäftigte der Werkstatt haben dann ihren Arbeitsplatz in einem Betrieb. Ute Grollmann wünscht sich, dass viele Unternehmer diese Chance erkennen, Menschen mit den unterschiedlichsten Qualifikationen entsprechend ihrer Einschränkungen für sich arbeiten zu lassen: „Alle klagen über Mitarbeitermangel. Wenn es passt, profitieren beide Seiten davon.“ Häufig verwandeln sich diese Arbeitsplätze auch in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse.

Dabei unterstützt der Integrationsfachdienst (IFD) sowohl Tanja Geisler, als auch die Firma Kowalk & Lesker. Der IFD arbeitet im Auftrag des Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) und kümmert sich in diesem Fall um finanzielle Fördermittel. Dauerhafte finanzielle Unterstützungsleistungen für Arbeitgeber sorgen dafür, dass die persönliche Betreuung für ehemalige Werkstattbeschäftigte sichergestellt ist. Ute Grollmann hofft, dass die Erfolgsgeschichte von Tanja Geisler Schule macht. Anfang nächsten Jahres ist es soweit: Dann hat sie den Sprung zurück auf den ersten Arbeitsmarkt geschafft. „Ich bin tief gefallen“, sagt die Steuerfach angestellte. Fünf Jahre lang wird ihre Stelle durch den LWL mit Lohnkostenzuschüssen gefördert. So lange, wie ein Mitarbeiter noch nicht vollständig einsetzbar ist. Patricia Lesker und Christian Kowalk geben Tanja Geisler alle Unterstützung und Zeit, die sie braucht. „Wir wollen sie unbedingt behalten: als hochqualifizierte Mitarbeiterin, aber auch als freundlichen, offenen Menschen“

Info Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen

Elper Weg 89
45657 Recklinghausen

www.diakonie-kreis-re.de

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