Bauen und Wohnen – das ist ein Themenkomplex, der mit zahlreichen Herausforderungen gespickt ist. Bei den 40. Hertener Gesprächen im Glashaus diskutierte eine Expertenrunde durchaus kontrovers, wie sich der Immobilienmarkt entwickelt und wie mehr Schwung in den Wohnungsbau kommen kann. Denn in speziellen Segmenten gibt es schon heute Bedarf nach mehr bezahlbaren und hochwertigen Wohnungen.
Es mehren sich die Warnsignale, denn überbordende Bauvorschriften, hohe Energie und Rohstoffpreise sind als Folgen der Corona-Krise und des Ukraine Krieges nicht abwendbar. Dazu lassen eine hohe
Inflationsrate und steigende Zinsen den Traum von den eigenen vier Wänden immer häufiger platzen. Dennoch darf sich der Wohnraum der Zukunft nicht zu teurer Spekulationsware mit Luxusappartements entwickeln. In Herten gibt es zurzeit 17.300 Mietwohnungen und laut Aussage von Baurätin Janine Feldmann über 7,4 Prozent Leerstand. Sie erklärt: „Es ist immer die Frage, wie wir das Gemeinwesen um die Wohnungen herum organisieren. In Herten gibt es derzeit keine Wohnungsnot, also nicht mehr Nachfrage als Angebot.“ Rolf Schettler betont als Vertreter für die Immobilienbranche, man müsse die Regulierungen am Baumarkt verkleinern: „Um das Jahr 1990 herum gab es etwa 5.000 Bauvorschriften, aktuell haben sich diese vervielfacht. In den Niederlanden hat man die Zahl der Bauvorschriften schon erheblich verringert – und kein Haus ist danach eingestürzt.“ Er spricht sich außerdem für schnellere Genehmigungsverfahren aus und wünscht sich, dass viele Bauherren „mutiger auf Bauvorhaben setzen“ und keine angstgetriebene Stadtentwicklungsplanung betreiben.
Weniger Bürokratie & Regulierung
Weitere Indizien für den stark hinterherhinkender Wohnungsbau sind neben unübersichtlichen Baustandards der Rückgang des Sozialwohnungsbestandes, der Trend zu Singlehaushalten und die Zweckentfremdung von Wohnraum. Elke Juraschek bestätigte für die Sparkasse Vest als größter Immobilienmakler im Kreis Recklinghausen, dass die Nachfrage nach Immobilien eigentum weiter da ist – auch wenn der Traum vom Eigenheim doch gedämpft wird durch die erheblichen Zinsanstiege bei Baukrediten. „Die Nachfrage ist da – gerade junge Familien möchten Eigentum erwerben oder bauen.“ Thorsten Rattmann erklärte als Geschäftsführer der Stadtwerke Herten die Komplexität am Energiemarkt: „Strom und Wärme stellen uns in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen.“ Stadtbaurätin Janine Feldmann unterstrich, dass die Stadt Herten zukünftig eine Doppelstrategie fahren solle, das heißt: „Wir müssen den Neubau von Wohnraum ermöglichen, den Altbestand modernisieren und energetisch sanieren.“ Rolf Schettler, Geschäftsführer der Schettler ImmobilienGruppe, fordert eine Absenkung der Grund erwerbssteuer, weniger Bürokratie und die vergünstigte Abgabe öffentlicher Grundstücke für den Mietwohnungsmarkt. Beim Blick in Richtung Zukunft sagte Schettler: „Wir brauchen mehr Wohnungen – und da hilft nur eins: Bauen, bauen, bauen!“