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Mitfühlen, Zuhören, Dasein
Maren Hilbig (v.l.), Maria Jahnke, Dagmar Podworny und Marion Künnemann-Schubert sind ein eingespieltes und vor allem starkes Team. Foto: Volker Beushausen

Mitfühlen, Zuhören, Dasein

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Laura Tirier

Sterben gehört zum Leben. Doch wer begleitet uns auf diesem letzten Weg? Zwei Hospizbegleiterinnen erzählen von ihrer besonderen Arbeit und wie sie Trost und Nähe spenden – nicht nur für die Sterbenden.

Der Tod ist ein Tabuthema, im besten Fall wollen wir so wenig an ihn denken wie möglich. Doch für Maren Hilbig und Maria Jahnke ist er ein Teil des Lebens, den sie bewusst begleiten möchten. Zusammen mit acht anderen Frauen haben sie kürzlich beim Ambulanten Hospizdienst Oer Erkenschwick die Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterin abgeschlossen unter der Leitung der Koordinatorin des Hospizdienstes Dagmar Podworny.

Persönliche Erfahrungen

Maren Hilbig entschied sich für die Hospizarbeit, nachdem ihr Bruder verstarb. „Ich habe erlebt, wie wichtig diese Unterstützung ist. Das hat mir damals geholfen, und ich möchte das jetzt auch für andere tun.“ Maria Jahnke arbeitet im Altenheim Haus Abendsonne, einer weiteren Einrichtung der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen und auch persönlich hat sie eine enge Verbindung zur Hospizarbeit: Ihr eigenes Kind wird vom Hospizdienst begleitet. „Ich fand die Arbeit der Ehrenamtlichen dort immer unheimlich wertvoll. Für den Kinderhospizdienst bin ich zu nah dran, aber ich wollte trotzdem etwas zurückgeben.“

Zwischen Stille und Schlagerparty

Eine Hospizbegleitung ist so individuell wie die Menschen selbst. „Manchmal geht es darum, einfach nur da zu sein – vielleicht die Hand zu halten, zusammen still sein oder zuzuhören“, so Maria. Nicht selten trauen sich Sterbende eher, ihre letzten Wünsche einer neutralen Person anzuvertrauen als ihren Angehörigen. Andere brauchen Lärm, brauchen Humor, um Abschied nehmen zu können. „Wir leben ja noch“, sagt Maria lachend. „Warum sollte nicht auch am Ende des Lebens gelacht werden? Ich habe zum Beispiel schon mit meiner Ukulele im Hospiz Schlagerpartys gefeiert.“

Maren, die noch am Anfang ihrer Hospizarbeit steht, hat Respekt vor den Herausforderungen: „Ich weiß, dass es Situationen geben wird, die mich an meine Grenzen bringen. Aber wir haben eine starke Gruppe und viele Ansprechpartner, die uns unterstützen.“

Selbstbestimmt gehen

Nach 80 Stunden Theorie und einem Praktikum in einem stationären Hospiz im Kreis Recklinghausen sind die Frauen bereit, Sterbenden und deren Angehörigen beizustehen. Dabei werden auch sie selbst unterstützt. „Wir sind eine tolle, verlässliche Gemeinschaft. Wir sind nicht nur für die erkrankten Menschen und deren Angehörige, sondern auch füreinander da“, erklärt Podworny. Der Wunsch vieler Menschen ist es, zu Hause zu sterben, in vertrauter Umgebung, umgeben von Menschen, die ihnen nahestehen.

Genau hier setzt der Ambulante Hospizdienst an. Podworny erklärt: „Es geht um das Leben bis zum letzten Atemzug. Und da wollen wir betroffene Menschen und ihre Angehörigen unterstützen – bei einem selbstbestimmten und würdigen Sterben, wo auch immer das stattfindet.“

Ein Appell für mehr Offenheit

Sterben ist ein Teil des Lebens – das ist die Botschaft, die Dagmar, Maren und Maria vermitteln möchten. „Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft offener mit dem Thema umgeht“, sagt Maren. „Sterben sollte kein Tabu sein.“ Und Maria fügt hinzu: „Wir alle werden einmal diesen Weg gehen. Vielleicht sollten wir früher anfangen, darüber zu reden und uns darauf vorzubereiten – nicht nur für uns selbst, sondern auch für die, die wir zurücklassen.“ 

Info Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen
Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen

Elper Weg 89
45657 Recklinghausen

www.diakonie-kreis-re.de

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