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Nicht nur sauber, sondern rein
Fotos: EGLV/Ute Jäger, EGLV/Jörg Saborowsk

Nicht nur sauber, sondern rein

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Claudia Schneider

Das Abwasser in der Emscher ist weg. Bald sollen auch Spurenstoffe wie z.B. Medikamentenreste im Fluss deutlich reduziert werden. Dafür sorgt die so genannte 4. Reinigungsstufe.

Idyllisch windet sich die Emscher durch Dortmund-Deusen. Auf einer Länge von zwei Kilometern fließt der bereits renaturierte Gewässerabschnitt durch die Landschaft. Im Sommer blühen am Ufer Spitzwegerich und Fingerkraut. Schmetterlinge und Prachtlibellen schwirren vorbei und auch Kiebitze und Uferschwalben wurden schon gesichtet.
Im Wasser blüht es auch: Aber das ist kein gutes Zeichen. Es deutet auf zu viele Nährstoffe im Wasser hin. Die Algen zehren zu viel Sauerstoff. Das raubt anderen Pflanzen und Fischen die Luft zum Atmen. Und was man nicht sieht: Im Wasser schweben auch Spurenelemente wie Pestizide oder Rückstände von Geschirrspülmitteln, Schmerzmitteln und Anti-Baby-Pille.

Kläranlage als „Quelle“

Die Emscher entspringt in Holzwickede. Aber bei der Emschergenossenschaft sagt man scherzhaft, dass die Kläranlage in Dortmund-Deusen die eigentliche Quelle ist. Zuvor ist die Emscher mehr Bach als Fluss. In Trockenzeiten stammen bis zu 90 Prozent der Gesamtwassermenge aus der Kläranlage in Deusen. Was an der Kläranlage ankommt, muss möglichst rückstandslos gereinigt wieder ins Gewässer eingeleitet werden. Doch selbst moderne Großkläranlagen können Mikroschadstoffe nicht komplett aus dem Abwasser entfernen. Alle Spurenstoffe, die dort nicht eliminiert werden, gelangen in den Fluss und führen zu unerwünschten Nebenwirkungen bei allen Wasserbewohnern: So werden z.B.
Fische durch Antidepressiva träge und die Pille verringert die Fischpopulation.

4. Reinigung mit Aktivkohle

Damit die Gewässerqualität in der Emscher weiter steigt, fördert das NRW-Umweltministerium die Nachrüstung der Kläranlage Dortmund-Deusen mit 31,4 Millionen Euro. Die Anlage wird ab 2023 energieeffizienter arbeiten und dank einer 4. Reinigungsstufe das Abwasser noch besser von Spurenstoffen befreien. Es wird eine „Pulveraktivekohlefiltration mit nachgeschaltetem Tuchfilter und Belüftung“ eingebaut. Dadurch können Stoffe, die sich hartnäckig im Abwasser halten – wie z.B. der Wirkstoff Diclofenac (Schmerzmittel) – herausgefiltert werden.

Vermeiden wäre besser

Eines muss man wissen: Die 4. Reinigungsstufe (nach Rechenklärung, Vorklärung und biologischer Reinigung) ist keine bestimmte Klärtechnik, sondern bezeichnet eine ganze Reihe verschiedener Optionen wie Ozonierung, Membranfiltration oder Aktivkohlefiltration. Es werden nicht alle Kläranlagen in der Region nachgerüstet – nur dort, wo die Gewässerqualität es erfordert. Je nach Standort wird eine geeignete Klärtechnik ergänzt. Am besten wäre es natürlich, wenn erst gar keine Medikamente, Röntgenkontrastmittel, Pestizide oder andere Stoffe ins Abwasser gelangen würden. Das würde viel Geld sparen und auch Energie. Aber weil sich die Spurenstoffe im Abwasser nicht ganz vermeiden lassen, rüstet die Emschergenossenschaft nun in Dortmund-Deusen technisch nach.

Info
Emscher Lippe Genossenschaft Verband (EGLV)

www.eglv.de/

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