Könnte ich als Mann Tagesmutter werden? Mit diesem Rollenverständnis hat Alex Bruns aus Langenbochum aufgeräumt und arbeitet hauptberuflich als Tagesvater – die Kinder lieben ihn!
Auch Männer können „Kindertagespflegeperson“ werden – so wie es im Behördendeutsch heißt. Abgesehen von Voraussetzungen wie ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen und Zuverlässigkeit müssen Interessenten die sogenannte Grundqualifizierung durchlaufen. Nämlich dann, wenn sie nicht schon pädagogisch ausgebildet sind, etwa Quereinsteiger. Die Schulung endet mit einer zertifizierten Prüfung. Einer davon in Herten ist Alex Bruns. Der 46jährige Langebochumer hat sein Abi gemacht, einige Jahre beim Stadtsportverband Recklinghausen gearbeitet und war elf Jahre in der Gastronomie aktiv. Nach seiner Abschlussprüfung startete der Vater von drei Söhnen Anfang 2020 zunächst daheim mit drei Tageskindern. Inzwischen betreut er in einer eigens angemieteten Wohnung im Mühlenviertel fünf Kinder im Alter zwischen eins und drei. Das Angebot gibt Eltern häufig die Chance, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Die Tätigkeit als Tagesvater erlebt er als gewinnbringend: „Es gibt mir wahnsinnig viel. Wenn mich die Kinder anlächeln, dann weiß ich, alles richtig gemacht zu haben.“ Allerdings müsse man gleichzeitig belastbar und stressresistent sein.
Gewinn für das Familienleben
Der Name der Tagespflegestelle „Die Weltentdecker“ ist ein Versprechen. Mit einem Familien-Lastenrad erobert Alex Bruns mit seinen Schützlingen die Umgebung: „Wir haben damit einen großen Radius und steuern beispielsweise liebend gerne den Tierpark in Recklinghausen an.“ Dass sein neuer Beruf sehr viel gibt, bezieht der Quereinsteiger auf seine ganze Familie. Ehefrau Anke, die den geplanten Berufswechsel zunächst für eine verrückte Idee hielt, genießt längst das neue Familienleben. „Keine Abend-Schichten meines Mannes mehr in der Gastronomie. Freitagnachmittag ist Wochenende.“ Und der jüngste Familienspross Leopold besucht seinen Vater manchmal im Job, wo er mit den Kindern spielt. Die Kleinen schätzen den Achtjährigen als ihren „großen Bruder“. Das Jugendamt der Stadt Herten teilt mit, dass ab 1. August einige Plätze für Kinder zwischen eins und drei frei zur Verfügung stehen. Janina Aufermann von der dortigen „Fachberatung Kindertagespflege“ sagt: „Gerne unterstützen wir Eltern bei der Suche nach einem geeigneten Platz. Im Interesse aller Beteiligten ist uns eine passgenaue Vermittlung wichtig.“ Von den insgesamt 35 Tagespflegepersonen in Herten sind drei männlich. „Für die Entwicklung ist es wichtig, dass Kinder verschiedene Bezugspersonen und Rollenvorbilder in ihrem Leben haben.“ Das kann beispielsweise besonders bedeutsam sein, wenn ein Kind im Haushalt einer alleinerziehenden Mutter aufwächst.
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