Ein Quadratkilometer Bildung ist ein Programm, das die Chancen von Kindern erhöhen soll. Es zeigt: Der Erwerb von Wissen ist überall möglich.
Im Raum nebenan findet gerade die Vorlesestunde in der Spielgruppe statt. Wir treffen uns am Quartierbüro mit der Sozialpädagogin Inga Strunk in Herten-Süd. Hier ist das Netzwerk "Ein Quadratkilometer Bildung" beheimatet. Dieses Programm der Frühförderung zielt darauf ab, Alternativen zu schaffen, denn nicht alle Kinder haben die gleichen Chancen. "Herten zählt seit dem Jahr 2009 zu den Teilnehmer-Städten", erklärt die Sozialpädagogin Inga Strunk über den Standort an der Elisabethstraße. Inzwischen hat diese Initiative eine Kooperation mit allen acht Grundschulen in Herten auf den Weg gebracht.
Fähigkeiten fördern
"Ich habe eine halbe Stelle an der Barbaraschule in Herten-Bertlich, und die übrige Zeit kümmere ich mich um die Organisation von 'Ein Quadratkilometer Bildung' hier im Quartierbüro", erklärt Strunk. Ein Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit ist die Übergangsphase vom Kindergarten zur Grundschule. "Dann schauen wir, wer individuelle Hilfe benötigt und bringen Angebote auf den Weg. Wir organisieren neben Sprachförderungen auch AGs oder Ferien-Camps, damit sich die sprachlichen Fähigkeiten verbessern", so Strunk. Denn wie sollen Kinder mit Migrationshintergrund beispielsweise eine Mathematikaufgabe lösen, wenn sie sprachlich nicht verstehen, worum es geht?
Der Erwerb alltagssprachlicher Kompetenzen im Deutschen ist für die Kinder sehr schnell möglich. Inga Strunk erklärt: "Wichtig ist, dass sie Deutsch als Sprache frühzeitig und tiefgreifend erleben." Dazu gibt es auch regelmäßige Angebote, um die Eltern stärker einzubeziehen. "Es gibt Elternsprachkurse, Elterncafés oder das Mütterfrühstück", erklärt die Pädagogin. Diese Angebote sollen Nähe schaffen, denn auch in Herten gibt es Familien mit Fluchterfahrung, die bisher wenig Erfahrungen mit dem deutschen Schulsystem sammeln konnten.
Gezieltes Lernen
Jedes Kind benötigt ein individuelles Programm. Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt des eigenen Lernens zu stellen und ihre Stärken und Fähigkeiten zu fördern. "Bei uns steht die Sprach- und Leseförderung im Mittelpunkt, und die Organisation dafür fällt in meinen Bereich", sagt Strunk. In den Räumen in der Elisabethstraße stehen Hausaufgabenbetreuung und Sprachkurse auf dem Programm. Oder Kinder, die keinen Kindergartenplatz bekommen haben, kommen hierher in die Spielgruppe. "Es wird gemalt, gespielt, gebastelt - alles eingerahmt in Sprachförderung, damit die Kinder später gute Grundlagen für die Grundschule haben." Auch ehrenamtliche Lesepaten und andere Honorarkräfte sind hier nicht mehr wegzudenken. Sie helfen den Kindern bei den Hausaufgaben oder bei sprachlichen Defiziten. "Manchmal machen wir auch Ausflüge, zum Beispiel zum Hof Wessels", sagt Strunk und betont, dass alle Angebote im Leistungsspektrum von "Ein Quadratkilometer Bildung" für die Kinder kostenlos sind. Getragen wird dieses Bildungsnetzwerk von der Hertener Bürgerstiftung, der Freudenberg Stiftung und der Stadt Herten.